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Bauprojekte: Die Kosten im Griff

Tobias Guller ist Experte für Lean Management im Bauwesen – eine Arbeitsweise, die mit verschiedenen Methoden eine kosten- und zeitoptimierte Planung, Steuerung und Umsetzung von Bauprojekten ermöglicht. Er erklärt im Interview, warum Lean Construction so vorteilhaft ist.
www.management-forum.de/lean-construction

 

Management Forum Starnberg:Was genau ist Lean Construction?
Tobias Guller: Es ist die Anwendung der Lean Management Philosophie auf das Bauwesen. Diese Philosophie wird durch ein Ideal beschrieben. Und das lautet „Gebe dem Kunden genau das was er benötigt, um seine Absichten zu erfüllen und das ohne Verschwendung. Um dem Ideal dann näher zu kommen, verfolgt man mit Lean Construction fünf Prinzipien.

Management Forum Starnberg:Und diese sind?
Tobias Guller: Nummer eins ist „identifiziere den Wertstrom“ mit Hilfe der Expertise aller Beteiligten. Wer Respekt vor der Erfahrung und Kompetenz der Beteiligten hat und diese nutzbar macht, erschließt sich allein in der Planungsphase Einsparungen von bis zu 40%. Die Idee ist, auch nachgelagerte Akteure, wie etwa den Generalunternehmer und Hauptgewerke, bereits in der Planungsphase einzubinden, so dass sich Produkt und Prozess gleichzeitig planen und optimieren lassen.

Management Forum Starnberg:Und wie gelingt das?
Tobias Guller: Man nutzt in der Bauphase meist das sogenannte Last Planner® System. Nehmen wir das Beispiel des Poliers: Ihm werden Meilensteine vorgegeben, und er sagt, welche Voraussetzungen, etwa bei der Hindernisfreiheit, erfüllt sein müssen, damit er seine Arbeit pünktlich und in bester Qualität erledigen kann. Es treffen sich also alle Gewerke zur Ablaufplanung, so dass ein Teamgedanke entstehen kann und jeder erfährt, was das andere Gewerk für Voraussetzungen hat, um gut arbeiten zu können. Es entsteht ein Netzwerk von Zusagen, das für Vertrauen und Kooperation sorgt. So ähnlich funktioniert das auch mit den Architekten, Fachingenieuren und den Ausführenden bei der Planung und Steuerung der Planungsphase.

Management Forum Starnberg:Zurück zu den fünf Prinzipien – welches ist Nummer zwei?
Tobias Guller: Generiere Wert aus Sicht des Kunden. Die Idee ist, durch optimierte Abläufe und eine regelmäßige Abstimmungskultur, Qualität von Anfang an zu schaffen. Damit ersetzen wir die gängige, aber teure und zeitaufwändige Kultur der Nachbesserung. Fehler eines vorgelagerten Gewerks entdeckt ja meist ein nachgelagertes Gewerk – der Zeitverlust durch neue Terminabsprachen ist enorm. Lean Construction schafft Qualität von Anfang an. Das lässt sich auch auf die Zusammenarbeit der Planer untereinander und im Zusammenspiel mit den Ausführenden in der Planungsphase anwenden.

Management Forum Starnberg:Und Prinzip Nummer drei?
Tobias Guller: Bringe die Arbeiten zum Fließen. Lean Construction verbessert das Ineinandergreifen der Gewerke. Abläufe können hindernisfrei gemacht werden bevor die Arbeiten beginnen, wenn alle Beteiligten die Anforderungen für hindernisfreies Arbeiten kennen. Bei den wöchentlichen Planungstreffen nennen sich die Gewerke gegenseitig ihre Bedingungen für die Übergabe an das jeweils nächste Gewerk und sagen sich zu was sie nächste Woche erledigen werden.

Management Forum Starnberg:Zusagen sind das eine – das Einhalten das andere. Wie sorgt Lean Construction für Verlässlichkeit?
Tobias Guller: Zusagen macht nur jemand, der sie machen kann und manchen will. Das Last Planner System beeinflusst sowohl das Können als auch das Wollen. Beim Können geht es um Hindernisfreiheit. Traditionell macht der Bauleiter die Vorgaben, beim Lean Construction stehen die Gewerke mit ihrem Wort in der Pflicht. Wer nein sagt, hat oft ein Hindernis entdeckt – und das ist unsere Chance, den Prozess zu verbessern. So werden Nachbesserungen am Ende der Erstellung nicht mehr nötig. Beim Wollen ist es schwieriger, vielleicht gibt es personelle oder finanzielle Engpässe, die nicht öffentlich gemacht werden sollen. Eine Atmosphäre der Kooperation ermöglicht meist, dass sich die Gewerke trauen, Engpässe zu benennen.

Management Forum Starnberg:Und wenn ein Gewerk nicht will?
Tobias Guller: Wer nicht kooperieren kann oder will, der bekommt seine Vorgaben auf traditionellem Wege mitgeteilt, mit Termin und Frist. Meiner Erfahrung nach, ist das aber nur selten nötig. Denn Poliere und Nachunternehmer profitieren ja am stärksten von dem System, denn plötzlich werden sie mit ihrer Meinung und ihrem Knowhow ernst genommen. Sie können so ihre Arbeiten besser vorbereiten, das spart ihnen Nerven und Geld.

Management Forum Starnberg:Und das vierte Prinzip?
Tobias Guller: Beseitige Verschwendung. Lean Construction zielt auf die dauerhafte Lösung von Problemen, indem die Ursachen identifiziert werden – nicht die Schuldigen. Kennt man die Ursachen findet man leicht Wege und Mittel den Prozess der Steuerung und Planung zu verbessern.

Management Forum Starnberg:Bleibt das fünfte Prinzip.
Tobias Guller: Es heißt permanentes Verbessern. Dafür werden die Methoden und der Rahmen, der Planungs- und Steuerungsbesprechung wöchentlich verbessert. Das macht das Bauprojek insgesamt von der Planungs- bis zur Übergabe immer effizienter.

Management Forum Starnberg:Lean Construction kostet Geld.
Tobias Guller: Ja – und nein. Vorgelagerte Leistungen, wie Besprechungen, kosten Geld. Die Entlohnung erfolgt z.B. auf Stundenbasis, so dass der kompetente Polier, nicht der Geselle zur Besprechung kommt, was die Verlässlichkeit der Vereinbarungen erhöht. Aber es werden auch enorme Kosteneinsparungen erzielt, etwa durch Bauzeitverkürzungen von durchschnittlich 20% aufgrund besserer Planung, optimierter Organisationsabläufe und deutlich weniger Nachbesserungen.

Management Forum Starnberg:Welche Bauprojekte profitieren vom Lean Construction?
Tobias Guller: Eigentlich alle. Ab 15 Millionen Euro aufwärts ist der Einsatz bereits in der Planungsphase sinnvoll. Lean in der Ausführung rechnet sich aber schon ab einem Bauvolumen von drei Millionen Euro und ich hatte auch schon Kurzprojekte von drei Wochen, die sich der Lean-Idee erfolgreich bedient haben.

Management Forum Starnberg:Warum ist Lean Construction noch nicht goldener Standard?
Tobias Guller: Eine Studie von McGrawhill beantwortet Ihre Frage am besten: Für ihren Smart Market Report von 2013 wurden Baufachleute in den USA zur Effizienz ihrer Projekte befragt. Wer Lean Construction nicht kannte, glaubte ganz überwiegen, in effizienten Prozessen zu arbeiten. Aber nur 15% der Befragten, die schon von Lean gehört oder damit gearbeitet hatten, glaubten an die Effizienz ihrer traditionell organisierten Arbeit. Erst durch die Lean-Brille, wird den Beteiligten also die Verschwendung von Zeit, Geld und Ressourcen und damit das Veränderungspotenzial sichtbar. Besonders in der Planungsphase sind die Methoden und das Vorgehen völlig neu und radikal.

Tobias Guller hält das Seminar Lean Construction am 23./24. Juni 2016 in Frankfurt und am 17./18. Oktober in München. Themenschwerpunkt ist die Planungsphase, also die Optimierung der Planungsabläufe, der Verträge und der Organisation von integrierter Projektabwicklung.
Mehr Informationen unter: 
www.management-forum.de/lean-construction

 

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