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"I didn’t leave my job – I left my manager"
Warum das Führen in der Generationenvielfalt gelernt sein will - Interview mit der Referentin Julia Koch
MFS:Was ist neu am Führen in der Generationenvielfalt?
Julia Koch:Erstmals wird absehbar, dass es künftig eine größere Altersvielfalt in den Unternehmen geben wird. Aktuell kennzeichnet Unternehmen eine verdichtete Altersstruktur zwischen 35 und 50 Jahren. Künftig werden drei bis vier Generationen, vom 17 bis 67 Jährigen, zusammenarbeiten, die mit sehr unterschiedlichen Werten und Arbeitsstilen aufgewachsen sind. Dadurch entstehen neue Herausforderungen an die Kompetenzen der Führungskräfte. Ihre Aufgabe wird sein, die verschiedenen Generationen zu einer kreativen und produktiven Organisation zu vernetzen. Sie müssen Vielfalt erkennen, nutzen und optimieren.
MFS: War das nicht immer so?
Julia Koch: Eher nicht. Zwar gab es früher auch mehrere Generationen in einem Unternehmen, aber die Anforderungen und Hierarchien waren klarer: Die Jugend lernte von den Älteren. Das Wissen und die Positionen waren entsprechend verteilt und die Kommunikation hatte viel mit Weisungsbefugnis zu tun.
MFS: Und wie ist es heute?
Julia Koch: Führungskräfte müssen lernen, sowohl um einiges jüngere als auch um einiges ältere Mitarbeiter zu führen. Das erfordert von ihnen noch mehr Reflexionsarbeit ihres eigenen Verhaltens als es noch vor wenigen Jahren üblich war.
MFS: Worin sehen Sie die Unterschiede der verschiedenen Generationen?
Julia Koch: Die Jungen sind oft fitter, was den Einsatz der neuen Medien angeht – sie haben also ein für das Unternehmen wertvolles Wissen, das vielen älteren Führungskräften fehlt. Und sie fordern transparente Entscheidungen, Kommunikation auf Augenhöhe sowie einen Chef, der sie coacht und Experte in seinem Bereich ist. Ältere Mitarbeiter haben wertvolle Erfahrung und fachbezogenes Wissen. Es geht also um Wissenstransfer in beide Richtungen.
MFS: Was ist die Herausforderung?
Julia Koch: Jede Generation hat eigene Werte, Bedürfnisse und Arbeitsstile – diese zu erkennen, wertzuschätzen und ein Miteinander zu etablieren, das für das Unternehmen zielführend ist, ist die eigentliche Herausforderung. Führungskräfte müssen diesen Prozess moderieren. Dazu gehört auch, im Unternehmen Strukturen zu schaffen und eine Kultur zu leben, die den Generationendialog und den Wissenstransfer fördern.
Gute Personalführung wird ein noch wichtigerer Erfolgsfaktor für die Mitarbeiterbindung ans Unternehmen. Die junge Generation ist tendenziell wechselfreudiger. Sie agiert nach der Idee: ‚I didn’t leave my job – I left my manager‘ – das muss Führungskräften in Zeiten des Arbeitskräftemangels klar sein.
MFS: Gibt es auch Gemeinsamkeiten bei den Generationen?
Julia Koch: Ja, sicher. Alle streben nach einer Sinnhaftigkeit ihrer Arbeit, auch die Work-Life-Balance ist für jeden ein Thema. Die Freude und Neugier am Lernen ist altersunabhängig. Letztlich ist das Alter ein Indikator für Werte und Anforderungen – tatsächlich geht es darum, Individuen zu erkennen und ihnen als Führungskraft durch entsprechende Motivation gerecht zu werden. Und das gilt für jede Generation.
MFS: Wie setzen Sie das im Seminar um?
Julia Koch: Wir arbeiten viel an den Beispielen der Teilnehmer. Neben theoretischen Inhalten nutzen wir verschiedene Medien, Rollenspiele und Gruppenarbeit, damit die Teilnehmer ihr eigenes Führungsverhalten reflektieren und verändern können. Und wir geben ihnen Werkzeuge für einen persönlichen Aktionsplan an die Hand, damit der Transfer in die Unternehmenspraxis gelingt. Ich selbst bin Mitte 30, mein Co-Referent ist fast 60 Jahre alt – wir sind also ein generationenübergreifendes Team und können in dem Seminar glaubhaft verschiedene Rollen einnehmen.
MFS: Was können die Teilnehmer nach dem Seminar?
Julia Koch: Sie können das abstrakte Thema ‘Demografischer Wandel‘ sehr konkret auf ihren Alltag runterbrechen. Sie haben in ihren Selbstreflexionen gelernt, wie sie führen und wie das zu den künftigen Anforderungen passt. Ihre Empathiefähigkeit wird gefördert, Sie wissen, welche Werte und Einstellungen der einzelnen Generationen es gibt. Sie haben erkannt, welche Bedürfnisse die Individuen in ihrem Arbeitsumfeld haben. Und natürlich haben sie Lösungsansätze und Methoden kennengelernt und trainiert, wie die notwendigen Änderungen im eigenen Verhalten und im Unternehmen gestaltet werden können. Aber: Veränderung ist immer ein Prozess – bei den Menschen und im Unternehmen. Das Seminar legt den Grundstein und zeigt Wege auf. Sie zu gehen benötigt Zeit.
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