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Interview: Ein Licht für die Event-Branche
Dieses Interview ist in der health@work, Ausgabe 03-04/2020 erschienen
Messen werden aufs nächste Jahr verschoben, Seminare ins Internet verlegt, Kongresse abgesagt. Viele Veranstalter ringen im Schatten von Corona um ihre Existenz. In der „Night of Light 2020“ leuchteten am 22. Juni bundesweit zahlreiche Event-Locations feuerrot, um auf die Notlage der Veranstalter hinzuweisen. Elke Wiedmaier, Geschäftsführerin Management Forum Starnberg, verrät im Interview, wie die Branche die Krise erlebt – und an ihr wachsen kann.
? Sie bieten Seminare, Konferenzen und andere Events für Führungskräfte an. Wie hat sich der Lockdown auf Ihr Unternehmen ausgewirkt?
! Es ging von 100 auf 0. Plötzlich war absoluter Stillstand. Es war für uns in keiner Weise mehr möglich, unser normales Geschäftsmodell zu leben. Wir durften einfach nicht
mehr veranstalten. Wir hatten ja grundsätzlich Präsenzveranstaltungen und die wurden komplett verboten. Wir wurden stillgelegt, genau wie Bars, Schausteller, Konzertveranstalter,
Hotels und Reiseveranstalter. Wir waren die Branche, die es am extremsten getroffen hat und in der erst mal gar nichts mehr ging.
? Welche Schritte haben Sie unternommen, um die Gesundheit Ihrer Mitarbeiter zu schützen?
! Es ist unsere Pflicht als Arbeitgeber und Unternehmer, die Sorgen der Mitarbeiter ernst zu nehmen und sie vor Infektionen zu schützen. Wir sind sehr schnell dazu übergegangen,
die Hälfte unserer Mitarbeiter im Homeoffice arbeiten zu lassen. Nach zwei Wochen wurde gewechselt und die andere Hälfte arbeitete von zu Hause. Das geschah einerseits zum Schutz der Mitarbeiter und zum anderen, um einen Betrieb aufrecht zu erhalten. Wir waren zum Glück technisch sehr gut ausgestattet. Denn zeitweise war es ja schwierig, an Laptops oder Tablets zu kommen. Der Markt war leer und China hat nicht produziert.
? Wie sind Sie mit Ihren Geschäftspartnern und Kunden verfahren?
! Diese Herausforderung war unglaublich komplex. Bei manchen Veranstaltungen konnten wir die Teilnehmer auf einen späteren Termin umbuchen. Wir haben aber auchgroße Veranstaltungen mit über 100 Teilnehmern komplett verschieben müssen. Das bedeutet, jeden einzelnen Teilnehmer und Referenten zu informieren und dessen Bereitschaft
abzufragen. Manche Veranstaltungen mussten wir canceln, was eine komplette Rückabwicklung bedeutet. Man kann sich nicht vorstellen, was hier los war …
? Welche Erfahrungen haben Sie mit Alternativen zu Präsenzveranstaltungen gemacht?
! Bei Veranstaltungen, deren Referenten dazu in der Lage waren, haben wir auch andere Formate ausprobiert. Digitale Produkte liegen ja im Trend. Viele unserer vormaligen
Präsenzveranstaltungen finden jetzt als Online-Seminare statt. Wir haben auch Webinare probiert. Das war für unsere Kunden aber offensichtlich nicht die angemessene Form,
weshalb wir sie wieder aus dem Programm genommen haben. Aber in Online-Seminaren sehen wir einen Markt. Wir haben uns auch angeschaut, wo wir unsere Produktpalette
erweitern können, um unabhängiger von Präsenzveranstaltungen zu werden. Das ist auch für eine Zeit nach Corona sicher ein Weg, um sich breiter aufzustellen.
? Die Sorge vor Infektionen und vor Umsatzeinbrüchen liegen bei der Coronakrise dicht beisammen. Was war die größere Herausforderung für Sie?
! Richtig. Für uns als Unternehmen ging es natürlich auch um die wirtschaftliche Existenz. Mit deren Sicherung haben wir sofort angefangen. Das bedeutet z.B. ständig in Kontakt
zu sein mit Steuerberatern und Stellen, die über potenzielle Hilfen informieren. Potenzielle Unterstützung muss beantragt werden. Und das alles muss in einer sehr hohen Geschwindigkeit stattfinden. Es ist Wahnsinn, was unser Team da geleistet hat! Wir haben das – teilweise von zu Hause aus mit der nicht immer besten Internetanbindung – alles toll hinbekommen. Und, was ich sehr schön finde: Wir haben auch ein sehr gutes und motivierendes Feedback von den Kunden bekommen.
? Wie zufrieden waren Sie mit der Information durch zuständige Stellen?
! Wir hatten Glück: Die Wirtschaftsförderung in unserem Landkreis hat uns informiert, sobald etwas Neues beschlossen war. Schwierig war für uns eher der Föderalismus. Denn
wir haben in verschiedenen Bundesländern, in Österreich und der Schweiz Veranstaltungen. Und wenn dann jedes Land eine andere Regel hat … dann freut sich der Veranstalter
(lacht). Aber man kann sich ja vorstellen, unter welcher Flut von Anfragen diese Stellen gearbeitet haben. Dafür haben sie es toll gemacht bei uns. In Italien hatten manche nach
drei Monaten noch kein Kurzarbeitergeld.
? Welche Schutzausrüstung mussten Sie im Betrieb anschaffen?
! Unser Büro ist zum Glück so groß, dass wir mit den allgemeinen Hygieneregeln wie Abstandhalten, Maske tragen, Händewaschen und Desinfizieren zurechtkommen. Wir haben
die Belegung so reduziert, dass jeder alleine ein großes Büro hat. Das klappt gut.
? Viele Lockdown-Maßnahmen sind inzwischen gelockert oder gefallen. Was werden Sie beibehalten?
! Es dürfen mittlerweile wieder Präsenzveranstaltungen in kleinerem Rahmen stattfinden. Da stimmen wir uns ganz eng mit den Locations ab. Die Tagungshotels sind ja selbst
verpflichtet, Hygienestandards einzuhalten. Das ist und bleibt für uns ein ganz wichtiger Punkt. Auch die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten, werden wir beibehalten. Natürlich nicht in dem Maße wie im Moment. Wir merken, dass die Mitarbeiter gerne wieder ins Büro kommen. Vielen fehlt dann doch der unmittelbare Austausch. Gerade wenn es darum geht, kreativ zu arbeiten, geht es viel schneller, wenn man sich gegenübersitzt. Vielleicht ist das aber auch etwas, wozu man noch länger mit Videokonferenzen etc. arbeiten muss.
? Wie wird sich die Branche der Veranstalter und Fortbildungsanbieter verändern?
! Ich glaube, die Zeit nach Corona wird bunter. Es wird viele verschiedene Formate geben und wir können für jeden das Richtige anbieten. Wir haben auch Kunden, die wollen online, und andere, die uns klar sagen: „Online kommt für mich nicht in Frage. Ich gehe nicht nur auf Veranstaltungen, um zu lernen. Der persönliche Austausch ist mir mindestens genauso wichtig.“ Und das macht in einem Online-Chat niemand so unbefangen, denn das wird ja dann alles irgendwo gespeichert … Es wird in Zukunft alles geben – Präsenz und Online für Kunden, Präsenz und Homeoffice für Mitarbeiter. Ich sehe das positiv. Wir stehen alle vor der Herausforderung,die Formate anzubieten und weiterzuentwickeln, die der Markt braucht – online, offline oder in der bunten Variante mit beidem. Vielleicht kommt dadurch mal etwas auf den Markt, was man gar nicht erwartet hat und was neu und spannend und schön
ist.
? Welche positiven Aspekte können Sie der Krise abgewinnen?
! Sie hat uns gezwungen, über unser Geschäftsmodell nachzudenken und in kurzer Zeit sehr kreativ zu werden, Dinge mutig auszuprobieren und noch schneller zu werden, als wir sowieso schon waren: Agiles Arbeiten und Projektmanagement – darin sind wir mittlerweile richtig gut. Uns hat auch der Zusammenhalt in der Krise und dieses unheimliche Engagement von allen Seiten sehr gefreut. Ich glaube, dass wir durch diese Krise unser Unternehmen besser machen. Aber ich bin trotzdem hoffnungsvoll und sehr froh, wenn diese
unglaublich extreme Zeit zu Ende geht und wieder mehr Normalität einkehrt. Und wenn vor allem wieder der persönliche Austausch möglich ist. Wenn ich an das Get-together an den
Abenden nach unseren Veranstaltungen denke, was da an zusätzlichen Informationen fließt, was da an Kontakten geknüpft wird und was da für eine schöne Atmosphäre herrscht – das
möchte ich schon gerne zurückhaben. Es gibt ja auch virtuelle Freundinnentreffen … das ist schon mal ganz nett zum Ausprobieren (lacht) … aber ganz ehrlich: nicht zu vergleichen mit einem persönlichen Treffen.
? Was ist Ihr Fazit – was raten Sie anderen?
! Vertrauen haben in die eigenen Fähigkeiten und ins eigene Geschäft. Diese Situation hat uns allen anfangs Angst gemacht auf jeder Ebene. Wir wussten nicht, ob wir bald alle auf der Intensivstation liegen würden. Wir waren persönlich und als Arbeitgeber tief betroffen. Aber wenn ich für unser Unternehmen spreche – wir haben das in so vielen Jahren aufgebaut, da vertrauen wir nun in das, was wir tun. Es ist nicht die erste, aber die größte Krise bisher. Und wir werden alles dafür tun, dass wir auch diese schaffen. Mein Rat: Vertrauen haben, tun, was sich gut und richtig anfühlt, sich selbst treu bleiben, sich innovieren, mutig sein und vorangehen.
Alarmstufe Rot in der Veranstaltungswirtschaft
Am 22. Juni 2020 erleuchteten bundesweit in mehr als 250 Städten Messegelände, Eventlocations, Spielstätten und Bauwerke in rotem Licht. Die „Night of Light 2020“ wies auf die existenzbedrohliche Lage der Veranstalter aufgrund der Coronakrise hin. Allein Messen, Firmenfeste, Konzerte und Volksfeste ziehen in normalen Jahren knapp 500 Mio. Besucher an und konnten Corona-bedingt nicht oder nur unter Auflagen stattfinden. Das treffe Veranstalter, Spielstätten, Zulieferer und Dienstleister wie Technikfirmen, Bühnen- und Messebauer, Ausstatter, Caterer, Logistiker, Künstler und Einzelunternehmer, die z.B. Content, Drehbuch oder Event-Dekoration liefern. Die Branche vereint über 150 Gewerke und Spezialdisziplinen.
www.night-of-light.de
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