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IT-Notfallvorsorge und Wiederanlaufplanung
Interview mit Christian Senger, IT-Continuity Manager der Techniker Krankenkasse und Referent unseres Seminars IT-Notfallvorsorge und Wiederanlaufplanung
MFS: Welche Unternehmen benötigen eine IT-Notfallvorsorge?
Christian Senger: Alle – von kleinen und mittleren Unternehmen bis zur global agierenden Aktiengesellschaft. Die Ausprägung der notwendigen Notfallvorsorge ist jedoch sehr unterschiedlich und hängt stark von dem Ergebnis der Business Impact Analyse (BIA) ab.
MFS: Was ist die BIA genau?
Christian Senger: Es ist der Oberbegriff für unterschiedlich detaillierte Verfahren zur Ermittlung der Auswirkungen von IT-Notfällen auf die Geschäftstätigkeit. Wir schaffen einen guten Überblick in unserem Seminar. Denn nicht jedes Unternehmen benötigt Hochverfügbarkeitslösungen über zwei geographisch getrennte Rechenzentrums-Lokationen mit einer minimalen Wiederanlaufzeit. Kosten, Zeitaufwand und Nutzen müssen im richtigen Verhältnis zu den Anforderungen des Unternehmens stehen.
MFS: Wann ist ein IT-Notfall eingetreten?
Christian Senger: Das ist die erste Frage, die Vorstände und Geschäftsführer beantworten und in einer BCM-Policy festschreiben müssen – im eigenen Interesse. Denn sie haften unter Umständen für nicht organisierte Notfallabläufe. Notwendig ist deshalb die definitive Abgrenzung von Störung über Krise bis zu Notfall und Katastrophe. Jedem Szenario folgen andere, festgelegte und geübte Handlungsschritte.
MFS: Können Sie ein Beispiel nennen?
Christian Senger: In einem Produktionsunternehmen in Norddeutschland, das über viele Patente verfügte, brannten das Bürogebäude und die Fertigungshallen ab – eine Katastrophe. Weder für die Software und Daten, noch für die weiter entwickelten Patente oder die Maschinen gab es eine Notfallsicherung – eine weitere Katastrophe. Das Unternehmen konnte nicht wieder aufgebaut werden, 600 Arbeitsplätze gingen verloren. Das wäre mit guter IT-Notfallplanung und Wiederanlaufplanung vermeidbar gewesen.
MFS: Wie kommt es zu einem IT-Notfall?
Christian Senger: Im IT-Umfeld eskaliert eine nicht professionell gehandhabte Störung schnell zu einem Notfall. Auslöser sind oft externe Faktoren, wie längere Stromausfälle. Gibt es für diese Fälle keine Betriebstechnik mit einer redundanten Stromversorgung, ist der Notfall sehr schnell Realität.
MFS: Und die Wiederanlaufplanung – was ist das genau?
Christian Senger: Sie beschreibt die Fortführung der Geschäftsprozesse nach dem Eintritt eines Notfalls. Vorausgehend ist eine Risiko-Analyse aus der die verschiedenen Krisen-Szenarien gebildet werden. In der Business Impact Analyse wird, neben den möglichen finanziellen Schäden, auch die Wiederanlaufzeit der Geschäftsprozesse ermittelt und festgelegt.
MFS: Auf welche Risikofaktoren müssen die Verantwortlichen achten?
Christian Senger: Der Faktor Mensch ist das größte Risiko. Fehlverhalten, auch das unbeabsichtigte, löst die größten Schäden aus.
MFS: Der Notfall tritt ein – wie ist der optimale Ablauf eines gut präparierten Unternehmens?
Christian Senger: Die durch Backup-Tests trainierte Notfallorganisation greift sofort – der Krisenstab muss schnell erkennen, welche Personen verfügbar sind. Das Notfallhandbuch definiert die nächsten Schritte. Hier darf nicht viel Zeit verloren gehen und sollte, gerade wenn es um kurze Wiederanlaufzeiten geht, automatisiert ablaufen.
MFS: Was steht im Notfallhandbuch?
Christian Senger: Vor allem der koordinierte Organisationsablauf, ausgerichtet nach den analysierten Szenarien. In der IT ist es wichtig, möglichst detailliert die Wiederanlaufprozesse Step für Step zu beschreiben, welche Aktivitäten parallel und welche in Abhängigkeit von anderen laufen können. Diese Tätigkeiten werden im Normalbetrieb nicht gemacht, darum müssen sie kontinuierlich getestet werden um die Wiederanlauffähigkeit gegenüber der Geschäftsleitung und Vorstand sowie internen und externen Revisoren nachzuweisen.
Termine:
22.07.2014 - 23.07.2014 in Starnberg
11.11.2014 - 12.11.2014 in Hamburg
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