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„Spielen Sie etwas leiser, Oboe, damit Sie die Flöte hören können“

Interview mit Christian Gansch – Dirigent und Coach der obersten Führungsebene großer DAX-Unternehmen und Leiter unseres exklusiven Führungstages „Vom Solo zur Sinfonie“.

Management Forum Starnberg: ‚Vom Solo zur Sinfonie‘ heißt Ihr Führungstag – was können Führungskräfte von der Arbeit eines Dirigenten lernen?
Christian Gansch: Nicht einfach, in einem Satz zu sagen: Es geht darum, klare Hierarchien und komplexe Abstimmungsprozesse so zu führen, dass die handelnden Menschen mitgenommen werden. Respekt und Anerkennung für den Beitrag des Einzelnen zur Gesamtleistung zu empfinden und auszudrücken – auch für kleine Rollen wie die der Triangel. Zuhören. Wahrnehmen. Entscheiden. Handeln. Dabei inspirativ zu wirken und die Kunst des Delegierens zu beherrschen. Mit Leistungsdruck umzugehen. Was alles Selbstreflexion erfordert…

Management Forum Starnberg: Wo genau sind die Parallelen zwischen Top-Führungskraft und Dirigent?
Christian Gansch: Um das zu verstehen, muss man die Orchesterarbeit kennen – und sich vom realitätsfernen Klischee verabschieden, der Dirigent sei Alles und befehlige das Orchester. Tatsächlich besteht ein Profi-Orchester aus bis zu 140 Mitarbeitern, es verfügt über eine Personalabteilung und einen Betriebsrat. Ein Orchester ist auch strukturell keine Einheit, es gibt verschiedene Abteilungen mit eigenen Führungskräften, in deren Arbeitsverträgen steht, dass sie ihre Mitarbeiter mit ihren Instrumenten dirigieren – somit dirigiert nicht nur der Dirigent. Der hat eher die Rolle eines CEO inne: Er muss das Wechselspiel der Abteilungen und Kompetenzen orchestrieren, damit aus Vielfalt Einheit wird.

Management Forum Starnberg: Nun sitzen in Top-Orchestern ausschließlich Spitzenmusiker. Das Gemeinsame des Musizierens ist ihre Arbeit. In den Unternehmen fehlt gelegentlich das Verständnis für die gemeinsame Anstrengung. Da dominiert das ‚Ich‘.
Christian Gansch: Auch in Orchestern arbeiten Menschen, die nach langjähriger Zugehörigkeit nicht unbedingt bereit sind, ihre persönliche Spielweise eines Stückes der Interpretation eines neuen Dirigenten oder dem veränderten Musikgeschmack anzupassen. Oder das Zusammenbringen der unterschiedlichen Individuen – bei den Berliner Philharmonikern musizieren beispielsweise über 20 Nationen – ist kompliziert. Was ich sagen will: Widerstände gibt es überall und das Ergebnis der Orchesterarbeit ist immer ein mühsam errungener Erfolg, auf Basis vieler Vereinbarungen, die auf Augenhöhe getroffen werden. Ein hürdenfreier Dialog, der das „Warum-Wofür“ erklärt, ist entscheidend. Ich sage der Oboe ja nicht: ‚Spielen Sie leiser.‘ Ich sage: ‚Spielen Sie bitte leiser, damit Sie Ihre Flötenkollegin besser hören‘. Diese Art des aufeinander Hörens muss ein Dirigent bei den Musikern bewirken, einen Schulterschluss mit ihren Kollegen – genauso wie eine Führungskraft bei ihren Mitarbeitern im Unternehmen. Das kann sie aber natürlich nur, wenn sie selber gelernt hat, zuzuhören.

Management Forum Starnberg: Wie gelingt der Transfer auf Ihrem Führungstag?
Christian Gansch: Ich arbeite mit den Teilnehmern wie mit meinen Musikern. Mein Ziel ist es, dass der Funke überspringt, mit zahlreichen Bildern und Metaphern, die einen unmittelbaren Transfer zu Unternehmen ermöglichen – und bisweilen mit Humor. Jeder zieht sich etwas Eigenes heraus. Am Nachmittag des Workshop nimmt das orchestrale aufeinander Hören und miteinander Diskutieren großen Raum ein, am Ende mit klaren Ergebnissen. Also keine Esoterik. Was ich niemals mache, ist das Arbeiten mit Leitbildern, PowerPoint oder irgendwelchen rosa Merkkärtchen.

Management Forum Starnberg: Sie sagten, ‚der Funke muss überspringen‘ – wie macht er das?
Christian Gansch: Wenn man Themenfelder nüchtern analysiert und dann mittels eines orchestralen Perspektivwechsels emotionalisiert, kann der Funke überspringen. Es geht also um das Gegenteil von Belehrung. Nur dann entdeckt jeder bei sich, wo er noch Luft nach oben hat, um sich weiterzuentwickeln.

Management Forum Starnberg: Wie sind Sie, als musischer Mensch, zum Coachen gekommen?
Christian Gansch: Ich wurde mit 22 Jahren Führungskraft bei den Münchner Philharmonikern. Da sind Anerkennung und Respekt keine Selbstverständlichkeit, deshalb wollte ich verstehen, welche Mechanismen greifen. Mit 30 Jahren bin ich in die Wirtschaft gegangen und habe festgestellt, dass weder das abteilungsübergreifende Miteinander noch das Führen durch Überzeugen, das in Orchestern über Erfolg und Misserfolg entscheidet, sehr ausgeprägt sind. Also habe ich mich mit den Mechanismen in Unternehmen befasst und 2006 das Buch „Vom Solo zur Sinfonie – was Unternehmen von Orchestern lernen können“, veröffentlicht.

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