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„Produktionscontrolling wird in vielen Unternehmen immer noch völlig unterschätzt“
Ingo Laqua ist Experte für Lean Production und Lean Administration sowie Geschäftsführer der CIM Aachen GmbH. Worauf es im Produktionscontrolling ankommt, erklärt er im Interview.
Herr Laqua, was sind denn Ihrer Meinung nach die größten Herausforderungen, die Hersteller in Bezug auf ihr Produktionscontrolling haben?
Produktionscontrolling ernst zu nehmen. Das Thema wird in vielen Unternehmen immer noch völlig unterschätzt. Entweder es gibt gar keinen Produktionscontroller oder der versteht sich lediglich als „Zahlenaufbereiter“. Wertschöpfung findet aber erst statt, wenn auf Basis von Zahlen, Daten und Fakten Entscheidungen vorbereitet und entsprechende Maßnahmen eingeleitet werden.
Bei den verschiedenen Herausforderungen ist es sicherlich nicht immer leicht, einen Anfangspunkt zu finden. Was sind denn die wichtigsten Grundlagen, die ein Unternehmen schaffen muss, um sein Produktionscontrolling solide aufzustellen und die Weichen in Richtung kontinuierlicher Verbesserung zu stellen?
Der Anfang ist so banal wie unbeliebt: Eine solide Datenbasis. Dazu gehört vor allem ein entsprechendes Stammdatenmanagement, das in den allermeisten Unternehmen nach wie vor zu kurz kommt. Das zweite sind effiziente Auswertetools, die eine Verfügbarkeit von Informationen auf Knopfdruck ermöglichen. Drittens, eine Organisation, die ein wirksames Produktionscontrolling ermöglicht und viertens ein Shopfloor Management, das die kontinuierliche Verbesserung umsetzt und den Erfolg der Maßnahmen mit Kennzahlen misst.
Ist und Soll: Kennzahlen basieren auf Formeln und Fakten. Wie kann man im laufenden Prozess empirisches Feedback von Mitarbeitern konsequent einbinden?
Das macht genau das Shopfloor Management. Kennzahlen müssen nicht nur visualisiert, sondern auch interpretiert werden. Ohne den Grund für die eine oder andere Kennzahlentwicklung zu kennen, können leicht Fehlinterpretationen entstehen. Die regelmäßige Kommunikation dort, wo die Kennzahlen ursächlich entstehen, ist deshalb ein wichtiger Erfolgsfaktor.
Die Gesamtanlageneffektivität oder englisch Overall Equipment Effectiveness (OEE) bezeichnet eine vom Japan Institute of Plant Maintenance erstellte Kennzahl – was genau beschreibt diese Kennzahl und warum ist sie so wichtig?
Die OEE ist das Produkt aus Anlagenverfügbarkeit, Anlagennutzungsgrad und Qualitätsgrad und beschreibt somit, zu wieviel Prozent eine Produktionsanlage wertschöpfend eingesetzt werden kann. Wichtig ist sie aus unterschiedlichen Gründen: In der kapitalintensiven Produktion und bei Engpassanlagen geht es darum, dass die (teuren) Anlagen produzieren. In der diskreten Fertigung ohne Engpässe geht es darum, dass die Anlagen zur Verfügung stehen, wenn sie benötigt werden.
Stichwort IoT: Die intelligente Verknüpfung von Maschinen, Geräten, Sensoren und Systemen erschließt neue Wege zur Steigerung der Produktivität – aber da sind auch die Kosten für die Umrüstung zu beachten. Wieviel IoT braucht der Mittelstand?
Die Industrie 4.0 bietet für viele Unternehmen in der Tat umfassende Chancen. Es geht aber vorrangig nicht darum, neuen Trends hinterherzulaufen, sondern Aufwand und Nutzen für das eigene Unternehmen gegeneinander abzuwägen. Wenn Sie konkret IoT ansprechen, kann ich nur empfehlen, sich überhaupt erst einmal über Inhalt und Aufbau solcher Plattformen zu informieren. Denn erstens gibt es dazu bisher keinen einheitlichen Standard und zweitens bieten diese Plattformen Funktionen, die 98% des Mittelstands niemals brauchen werden. Wenn es einem Unternehmen bspw. in erster Linie um Data Analytics geht, hilft auch ein herkömmliches BI-System (Business Intelligence), das seine Daten aus vorhanden ERP- und BDE-/MDE-/MES-Systemen zieht.
Viele Beobachter meinen, Deutschland verliere aktuell den digitalen Anschluss – was meinen Sie? Welche Schritte sollten Produktionsstätten jetzt umsetzen, um auch in den nächsten Jahrzehnten wertschöpfend, kostensparend und wettbewerbsgerecht handeln zu können?
Ich würde mal sagen: Ja, Deutschland hat den digitalen Anschluss verloren, holt aber gerade auf. Auf der Hannover-Messe waren doch viele digitale Errungenschaften zu sehen, die einen sehr zuversichtlich stimmen. Wer sich bis jetzt noch nicht mit dem Thema auseinandergesetzt hat, sollte sich zumindest nicht die eigene Zukunft verbauen, d.h. bei Neuinvestitionen beispielsweise darauf achten, dass diese I40-tauglich sind (Stichwort: offene Schnittstellen). Hilfreich ist sicher auch eine eigene Digitalisierungsstrategie zu entwickeln. Denn das bedeutet nicht nur die eigene Fertigung zu digitalisieren, sondern auch über neue Geschäftsmodelle nachzudenken, die sich durch die Digitalisierung der eigenen Produkte ergeben.
Erleben Sie Ingo Laqua live im Seminar „Produktionscontrolling in der Praxis“ am 16./17 Juli 2019 in München und am 11./12. September 2019 in Stuttgart.
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