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Burn on – Brennen ohne auszubrennen - Der Boxenstopp für vorausdenkende Führungskräfte

Wichtiger denn je! Mit den eigenen Kräften haushalten zu lernen ist mittlerweile eine Schlüsselkompetenz. Wir haben ein Interview geführt mit Executive-Coach, Burnout-Experten und Arzt. Dr. Jörg-Peter Schröder. Er empfiehlt einen Boxenstopp für vorausdenkende Führungskräfte.

 

Herr Dr. Schröder, seit vielen Jahren begleiten Sie Führungskräfte dabei, die persönlichen Ressourcen im Blick zu behalten, um nachhaltig leistungsfähig zu bleiben. Warum ist dieses Thema gerade jetzt so wichtig?

Viele Führungskräfte sind dünnhäutig geworden: Die VUCA-Welt führt zu Verunsicherungen, hinzu kommen Pandemie und Krieg, die vieles durcheinandergewirbelt haben. Die Ängste und Sorgen und die damit verbundene Verunsicherung führen zu einer Erregung des autonomen Nervensystems. Sie aktivieren das Stress-System enorm. Etliche Führungskräfte sind übererregt. Es geht jetzt darum, sich neu zu kalibrieren und das autonome Nervensystems herunterzufahren.

Viele Menschen können jedoch die Angstsituation nicht kognitiv auflösen, Argumente dringen nicht durch. Hier hilft ein Ebenenwechsel – raus aus dem Kopf, rein in die körperlich-emotionalen Welt – um die stressbedingte Angstfalle zu verlassen. Embodiment-fokussierte Verfahren und Resonanz bieten einen alternativen Zugang zu neuer Gelassenheit, Selbstanbindung, Resilienz und Zutrauen.

 

Was unterscheidet die Stressbelastung von Managern/Führungskräften und Angestellten?

Bei Stress bereitet sich der Körper auf eine Gefahrensituation vor und stellt sich auf Angriff und Flucht ein. Puls, Herzfrequenz und Blutdruck steigen, die Atmung beschleunigt sich. Zusätzlich werden Hormone wie Adrenalin und Cortisol ausgeschüttet, die wacher und reaktionsfähiger machen. Stress steigert also zunächst unsere Leistungsfähigkeit. Entwicklungsgeschichtlich war das sinnvoll. In der heutigen Zeit begegnen uns dauernde Reizüberflutung und die hohe Aufgabenfülle unter Zeitdruck, die den Stress auf einem Dauerniveau halten. Aber wir können die Stresshormone nicht abbauen – weil wir weder fliehen noch kämpfen.

Die Stress-Reaktion ist individuell unterschiedlich – einige reagieren bereits bei wenig Stress mit hoher Alarmbereitschaft, während andere sehr stressreiche Ereignisse locker bewältigen können. Dies hat viel mit dem Erleben und der Bewertung des als unangenehm empfundenen Spannungszustands zu tun.

Grundsätzlich erleben Arbeiter, Büroangestellte und Geschäftsführer den Stress körperlich gleich. Für alle gilt: Insbesondere in Zeiten des Umbruchs, zum Beispiel bei Reorganisationen von Abteilungen und Firmenfusionen, ändern sich Rollen und Positionen in den Abteilungen. Dadurch ändern sich auch Ablauforganisation und Aufstiegschancen – der ideale Nährboden für Stress und Mobbing. So wird die Arbeit schnell zum Überlebenskampf.

 

Hat eigentlich der Stress in den letzten Jahren wirklich zugenommen, oder ist er nur verstärkt in das öffentliche Bewusstsein gerückt?

Der Gesellschaftswandel, der sich permanent erhöhende Druck in der Wirtschaft und die Globalisierung sind Dimensionen, denen sich der Einzelne nicht mehr entziehen kann. Im Zeitalter der globalisierten Virtualität gibt keine festen Büros mehr, keine festen Orte, keine festen Zeiten. Alles findet gleichzeitig, immer schneller und immerzu statt. Nichts bleibt, wie es war. Die Covid-Zeit – so die Wahrnehmung vieler Führungskräfte - führte zu Entwurzelung und Unsicherheit. Die Verbindung zwischen den Menschen ist loser geworden.

Getrieben von äußeren Zielen und Fremdbestimmung wissen viele überhaupt nicht mehr, was ihnen eigentlich entspricht und was sie im Leben machen wollen. „Schneller-höher-weiter“ ist nicht die Antwort auf die Herausforderungen unserer Zeit. Vielmehr braucht es eine klare Orientierung, wohin die Reise geht. Ein Boxenstopp ist notwendig.

Daher ist es wichtig, an- und inne zu halten, um Bilanz zu ziehen. Um die eigenen Potenziale, Fähigkeiten, Talente in Einklang zu bringen, braucht es Achtsamkeit und Zeit. Und genau daran hapert es meist. Viele nehmen sich die Zeit, eine Reise von zwei Wochen minutiös zu planen. Doch für die Planung der eigenen Lebensreise ist keine Zeit.

 

Macht Stress wirklich krank, und wie muss man sich das vorstellen?

Es gibt einen entscheidenden Unterschied zwischen akutem und chronischem Stress: Bei akutem Stress haben wir Stress. Bei chronischem Stress hat der Stress uns. Akuter Stress kann uns anspornen, chronischer Stress macht krank. Chronischer Stress führt zu einer dauerhaften Erhöhung des Cortisolspiegels. Das bewirkt eine Schwächung des Immunsystems, die auf Dauer unsere Gesundheit gefährdet.

Stehen Anspannung und Erholungsphasen nicht mehr im Gleichgewicht, steht der Körper unter Daueralarm und kann seine Energiereserven nicht mehr auftanken. Die Folgen können Erschöpfung, Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, Reizdarm, Depressionen, Bluthochdruck und sogar Herzinfarkt sein. Depressive Verstimmungen können eine Folge von chronischem Stress sein. Jedoch muss medizinisch abgeklärt werden, welchen Grund die Depression hat. Hier sind erfahrende fachärztliche Kollegen gefragt.

 

Gibt es Persönlichkeitseigenschaften, die vor Stress schützen bzw. anfälliger dafür machen?

Angespannte Menschen mit hohem Perfektionsstreben sind deutlich gefährdeter als Menschen, die gelassener sind. Dies hat viel mit den eigenen Erwartungen und den Ansprüchen zu tun. Je höher die Erwartungen an sich selbst und andere sind, desto höher die Gefahr der Enttäuschung und der Stressgefährdung. Doch Stressbewältigung lässt sich lernen. Hohe Resilienzwerte, das heißt die Fähigkeit mit Fehlschlägen umzugehen, gute Ressourcen, gute Abstandsfähigkeit, die Fähigkeit, abschalten zu können, ausreichend Sport und Bewegung und eine gute Work-Life-Balance sind wichtige Voraussetzungen, nicht dem Stress zum Opfer zu fallen. Ein gesunder Abstand zu den Dingen und zu sich selbst ist wichtig. Wenn wir uns selbst nicht mehr so ernst nehmen, ist schon viel gewonnen. Es geht darum, die Dinge und sich selbst zu beobachten, anstatt immer gleich alles zu bewerten und möglicherweise auch negativ zu sehen. Karl Valentin hat es so ausgedrückt: „Ich bin froh, dass es so ist, wie es ist, denn wenn ich nicht froh bin, ist es dennoch, wie es ist.“

 

Wie verändert Stress mein Gesundheitsverhalten?

In der Tat lässt sich nachweisen, dass mit erhöhtem Stress auch Nikotin- und Alkoholkonsum steigen. Der Alkohol wird eingesetzt, um besser abschalten und runterfahren zu können. Zigaretten sind für Raucher Stressbremsen. Mehr Schokolade soll Glücksgefühle verstärken. Letztlich sind dies Kompensationsmechanismen. Anstatt Alkohol bietet sich Sport an, um den erhöhten Adrenalinspiegel abbauen zu können. Rituale, wie regelmäßige Pausen und ein gesunder Umgang mit Belastungen wären der bessere Weg.

 

Wie kann ich persönlich feststellen, dass ich gefährdet bin?

Valide und seriöse Stresstests erlauben es, eine erste Einschätzung zu erhalten. Ein körperliches Check-up-Programm ermöglicht eine genauere Diagnostik. Eine Analyse des täglichen Arbeitsverhaltens ermöglicht einen Einblick in die Selbstgefährdung. Es geht nicht darum, noch mehr in kürzerer Zeit zu erledigen – sondern sich selbst die Fragen zu beantworten: Was ist wirklich wichtig? Was kann ich weglassen? Was bringt mich meinen Zielen näher? Was könnte ich delegieren?

 

Ich kenne nun die Warnsignale. Was kann ich persönlich dafür tun, um rechtzeitig gegenzulenken?

Es gibt keine Patentrezepte oder pauschale Lösungsansätze. Aber jeder kann durch Reflexion des eigenen Verhaltens neue Dinge ausprobieren. Das Bewusstmachen ist der erste Schritt zur persönlichen Veränderung und zum besseren Umgang mit Belastungen, Stress, Burnout und sich selbst.

Es ist ein ganz persönlicher und situationsgerechter Weg erforderlich. Gerade bei Burnout geht es darum, aus der eigenen Mitte sein eigenes Leben neu zu führen – und Führen heißt auch, Selbstverantwortung zu übernehmen. Für den einen bedeutet Ent-Stressung, sich auszuruhen, der andere braucht den Sport und Fitness. Jeder darf für sich seinen eigenen Weg finden. Dazu dürfen wir uns ausprobieren.

Wichtig ist, dass wir eine gesunde Balance zwischen Anspannung und Entspannung finden. Eine Regel lautet: Langsamer gehen, um schneller anzukommen, zumindest mal bei sich selbst. Konkret bedeutet dies ein An- und Innehalten. Wie verhalte ich mich im täglichen Arbeitsalltag? Was hat sich geändert? Was geht leicht? Was stört mich? Was konkret möchte ich ändern? Die Frage ist: Was sagt mir der Stress – wie könnte ich besser mit Druck und Stress – im Einklang mit mir selbst – umgehen?

Wir alle sind unterschiedlich in unserer Persönlichkeit. Unsere Erwartungen an andere und an uns selbst sind unterschiedlich. Jemand, der perfektionistisch ist, gerät unter Stress, wenn Situationen chaotisch werden. Jemand, der sehr kreativ ist, gerät unter Stress, wenn er Routineaufgaben erledigen soll.

Für Führungskräfte ist es wichtig, wahrzunehmen, wie Mitarbeiter mit ihrer Work-Life-Balance umgehen. Wenn Mitarbeiter noch nachts E-mails schreiben und auch die Wochenenden durcharbeiten, ist es wichtig, dass der Vorgesetzte Feedback gibt, bevor eine negative Stressspirale einsetzt.

 

Kann man Burnout verhindern? Wie kann man vorbeugen?

Der Umgang mit Belastungen, Stress und sich selbst werden zur Schlüsselkompetenz von Resilienz, um Burnout erfolgreich zu verhindern. Ein gutes Trennen von Arbeit und Privatem, Abschalten nach der Arbeit, Sport, Hobby, Freunde und Familie sind daher wichtig. Entspannungsverfahren, Yoga, autogenes Training und Meditation helfen, gelassener zu werden. Die Work-Life-Balance ist daher von entscheidender Bedeutung.

Achtsamkeit ist eine der Grundvoraussetzungen, die Dinge wahrzunehmen, die „schief“ laufen im Leben. Stressbewältigung bedeutet Lebensmanagement im Alltag – im Einklang mit uns selbst. Der Umgang mit Burnout bedeutet auch eine Verhaltensänderung und damit Transformation. In einem gesunden Mix aus An- und Entspannung können Sie Maßnahmen für Ihr eigenes Selbstmanagement aufsetzen, damit Sie sich „fair“ ändern können.

 

Wie gelingt der Perspektivenwechsel auf die zu bewältigenden Aufgaben?

Der Perspektivenwechsel ist der wichtigste Aspekt der Methodik von Frequenzwechsel®: Wie kommt die Fach- oder Führungskraft vom negativen oje oje in eine gelingende Frequenz von olé olé? Das hat ganz viel mit Reflexion und der Veränderung des Blickwinkels zu tun. Gemeinsam verändern wir die Sichtweise und laden dazu ein, anders mit den Dingen und sich selbst umzugehen.

 

Wie wirkt der Perspektivenwechsel auf Führungskräfte und ihre Teams?

In meiner Arbeit entwickle ich mit den Führungskräften ganz konkrete Beispiele, wie es gelingt, die vorherrschende Angst, Panik und Unsicherheit in Teams zu neuer Begeisterung zu transformieren. Angst und Unsicherheit müssen nicht der Anlass zur Verzweiflung sein. Im Gegenteil. Statt im Denken und Handeln zu eng zu werden, lohnt es sich, praktische Elemente zur Stressreduktion, Selbstakzeptanz und Resilienz zu nutzen, um resilient und gesund zu bleiben.

 

Stressminderung und Resilienz – alles schön und gut. Aber was haben Unternehmen davon?

Der volkswirtschaftliche Schaden durch psychische Belastungen wird nach wissenschaftlichen Berechnungen mit 7 - 30 Mrd. Euro beziffert. Und dieser steigt rapide. Nach Auswertungen der AOK wird nur 1% der Gesamtausgaben in Prävention investiert. Wir legen zu viel Wert auf das Beheben von Fehlern und Bekämpfen von Symptomen. Letztlich ist dies ein schwächebasierter Ansatz. Ein stärkebasierter Ansatz würde hingegen darauf achten, dass Symptome gar nicht erst entstehen. Ein strategisch ausgerichtetes betriebliches Gesundheitsmanagement ist diesbezüglich genau richtig. Nur wenn Mitarbeiter gesund sind, können sie zur Wertschöpfung und Profitabilität des eigenen „inneren Unternehmens“ und des Unternehmens, in dem sie arbeiten, beitragen.

Die Kunst ist es, die weichen Faktoren hart messbar zu machen, damit Gesundheit als wertschöpfender Indikator erkannt wird, der für das Unternehmen bilanzwirksam ist. Nur gesunde und leistungsbereite Mitarbeiter tragen dazu bei, dass Unternehmen wirklich erfolgreich sind. Reflexion, Leadership und sinnstiftende Kommunikation sind daher wichtige und wertvolle Schritte in die richtige Richtung.

 

Herr Dr. Schröder, wir danken Ihnen für das interessante Gespräch.

Tipp:

Das LIVE-Seminar „Brennen, ohne auszubrennen – Der Boxenstopp für vorausdenkende Führungskräfte“ mit Dr. med. Jörg-Peter Schröder findet statt am

> 2./3. November 2023 in Frankfurt/M.

> 11./12. Dezember 2023 in Starnberg

> 13./14. März 2024 in Starnberg

> 17./18. April 2024 in Frankfurt/M.

Jetzt buchen! Hier finden Sie alle Infos und das Anmeldeformular zum Seminar "Brennen ohne Auszubrennen"

 

Über den Autor: Dr. med. Jörg Peter Schröder ist seit 30 Jahren als Arzt, Führungs-Coach und Burnout-Experte tätig. Er begleitet Entscheider und deren Teams an der Nahtstelle von Leadership, Mental Health, Performance und gesunder Persönlichkeitsentwicklung. Seine Schwerpunkte sind Burnout-Prävention und stressbedingte Belastungen, zu denen er erfolgreiche Bücher veröffentlicht hat. Dr. Jörg-Peter Schröder sammelte eigene Führungserfahrung in internationalen Unternehmen, beispielsweise als Vice President Allianz Gruppe, als Senior Director Healthcare bei ORACLE und als Head of Healthcare and Social Welfare bei MICROSOFT. Als Gründer von Frequenzwechsel® vermittelt er Führungskräften, wie durch Mind-Set-Change Empowerment gelingt. Seine Seminare basieren auf wissenschaftlichen Fakten und sind lebendig und praxisorientiert ausgerichtet.

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